Freitag, 14. September 2012

Die Migräneaura

Die Migräneaura ist ein mögliches, jedoch nicht essenzielles neurologisches Symptom der Migräne, das der Kopfschmerzphase vorangeht. Migräne geht in ca. 15 bis 20 % der Fälle mit einer Aura einher. Es treten in der Auraphase langsam einsetzende und wieder abklingende visuelle Störungen (z. B. (Skotome, Fortifikationen, Verlust des räumlichen Sehens, Unschärfe bis hin zu Gesichtsfeldausfällen), Störungen des Geruchsempfindens, Sensibilitätsstörungen (z. B. Verlust der Berührungsempfindung oder Kribbelempfindungen in den Armen, Beinen und im Gesicht), Gleichgewichtsstörungen, Sprachstörungen oder andere neurologische Ausfälle auf.

Die Aura wird von Patient zu Patient anders wahrgenommen und beschrieben. Charakteristisch ist die Dynamik des Prozesses, d. h. z. B. das „Wandern“ des Flimmerskotoms im Gesichtsfeld oder Wandern des Kribbelgefühls im Arm oder durch die einzelnen Finger. Auch eine Verschiebung der Aurasymptome, beispielsweise von Sehstörungen über Sensibilitätsstörungen bis hin zu Sprachstörungen und Lähmungserscheinungen kann beobachtet werden.

Diese Dynamik zeigt sich auch bei Messungen im Gehirn in Form einer wandernden Störungsfront (Streudepolarisierung). Die Dynamik der Symptome sowie deren langsames Einsetzen und Abklingen sind ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen neurologischen Erkrankungen, insbesondere gegenüber dem Schlaganfall. Die Aura hat keinerlei schädigende Auswirkungen auf das Hirngewebe, ihre Anzeichen sind lediglich vorübergehend und dauern in der Regel bis zu 60 min.

Inspirationen durch Migräneaura-bedingte visuelle Störungen und halluzinationsähnliche Veränderungen der Wahrnehmung spiegeln sich in den künstlerischen Werken namhafter Migränepatienten, wie Vincent van Gogh, Sarah Raphael und vermutlich auch Pablo Picasso wider. Durch Beschreibung von Wahrnehmungsstörungen des unter Migräne leidenden britischen Schriftstellers Lewis Carroll in seinem Werk "Alice im Wunderland" wurden diese Migräneauras auch als Alice-im-Wunderland-Syndrom bezeichnet. Wenn sie an dauernden Migräneanfällen leiden, nehmen sie doch einmal die Hilfe eines die Hilfe eines Chiropraktikers in Anspruch.

Montag, 10. September 2012

Der Trapezmuskel

Der Musculus trapezius (lat.: Trapezmuskel; seiner Form wegen auch Kapuzenmuskel oder Kappenmuskel genannt) verdankt seinen Namen dem Umstand, dass die beiden dreieckigen Einzelmuskel der linken bzw. rechten Seite zusammen ein Trapez formen.

Anteile

Der Muskel besteht beim Menschen aus drei Teilen:
  • Pars descendens (lat.: absteigender Teil) - der Teil unterhalb des Schulterblatts.
  • Pars transversa (lat.: querender Teil) - der Teil zwischen Brustwirbeln und Schultergelenk.
  • Pars ascendens (lat.: aufsteigender Teil) - der Teil oberhalb des Schulterblatts.
Bei den Haussäugetieren werden nur zwei Anteile unterschieden:
  • Pars cervicalis (Halsteil) - von der Nackenlinie zur Spina scapulae
  • Pars thoracica (Brustteil): vom Ligamentum supraspinale zur Spina scapulae

Funktion

Der Musculus trapezius ist verantwortlich für
  • das Heben des Schultergürtels und Kippen des Kopfes nach hinten (Pars descendens)
  • das nach innen ziehen des Schulterblattes (Pars transversa)
  • das Senken des Schultergürtels (Pars ascendens)

Varietäten

Der Trapezmuskel wächst normalerweise am Schlüsselbein in der Nähe des Schultergelenkes an. Dann bleibt das Schlüsselbein für eine Weile frei bis der Kopfwender in der Nähe des Brustbeines ansetzt. Dadurch entsteht eine Vertiefung, die deutlich zu sehen ist. Gelegentlich verbreitert der Trapezmuskel aber auch den Bereich, in dem er am Schlüsselbein festwächst. Dann wird die oben beschriebene Vertiefung wesentlich kleiner oder verschwindet sogar ganz. Oft wächst in solch einem Fall gleichzeitig auch der Kopfwender von der anderen Seite an den Trapezmuskel heran und verkleinert dadurch ebenfalls die Vertiefung.

Donnerstag, 6. September 2012

Ortsständige Rückenmuskulatur

Die autochthone Rückenmuskulatur („ortsständige Rückenmuskulatur“)ist der wichtigste Teil des aktiven Bewegungsapparates des Rückens. Im Gegensatz zur „eingewanderten“ Rumpf-Schultergürtel-Muskulatur (z. B. Musculus latissimus dorsi, Musculus trapezius) entwickelt sich die autochtone Muskulatur dort, wo sie beim Erwachsenen Menschen auch liegt. Sie erstreckt sich beidseitig entlang der Wirbelsäule vom Becken über den Brustkorb zum Kopf und wird aufgrund ihrer primären Funktion als Aufrichter und Stabilisator der Wirbelsäule oft auch der Einfachheit halber als Musculus erector spinae bezeichnet. Abgesehen von ihrer Entwicklung wird die autochtone Rückenmuskulatur über zwei Kriterien definiert:
  • Sie wird aus den Dorsalästen (Rami dorsales) der Spinalnerven versorgt. Sämtliche andere Skelettmuskulatur des Menschen wird durch die Ventraläste (Rami ventrales) der Spinalnerven innerviert.
  • Sie liegt eingepackt in die Fascia thoracolumbalis.
Aufgrund dieser Definition gehören andere autochtone Muskeln des Rumpfes nicht zur autochtonen Rückenmuskulatur (z. B. die Zwischenrippenmuskeln, die Bauchmuskeln oder die Musculi serrati anterior, posterior superior und posterior inferior. Die Musculi levatores costarum liegen zum Teil außerhalb der Fascia thoracolumbalis und erfahren eine Doppelinnervation aus Rami dorsales und Rami ventrales der Spinalnerven, weshalb sie in manchen Lehrbüchern nicht zusammen mit der restlichen autochtonen Rückenmuskulatur behandelt werden.
Aufgrund ihrer Innervation kann die autochtone Rückenmuskulatur in zwei verschiedene Tractus unterteilt werden, deren Muskeln aufgrund ihrer Länge wiederum jeweils in verschiedene Systeme unterteilt werden. Die Nomenklatur der Muskeln und Systeme erfolgt immer von caudal nach cranial:

Sonntag, 2. September 2012

Das Schultergelenk und die Chiropraktik

Das Schultergelenk (lat. Articulatio humeri) wird vom Schulterblatt (lat. Scapula) und dem Oberarmbein (lat. Humerus) gebildet. Da dieses Gelenk vor allem durch Muskeln gesichert ist und die Bewegungen kaum durch knöcherne Strukturen eingeschränkt werden, ist das Schultergelenk das beweglichste Kugelgelenk des menschlichen Körpers. Außerdem kann das Schultergelenk selbst durch Bewegungen des Schulterblattes verschoben werden. Dadurch ist es letztendlich möglich, den Arm in viele verschiedene Stellungen zu bringen, um ihn optimal zu gebrauchen.


Die Gelenkkapsel sendet einen Ausläufer um die Ursprungsehne des Biceps brachii und bildet damit eine sogenannte Kapselsehnenscheide. Bei den Säugetieren, die eher Laufbewegungen ausführen, ist das Schultergelenk zwar ebenfalls ein Kugelgelenk, durch die Anordnung der Muskeln ist es aber soweit in seiner Bewegung eingeschränkt, dass nur noch Beugung und Streckung möglich sind, also das Gelenk nur in einer Richtungsachse bewegt wird (sog. Wechselgelenk).

Eine relativ häufige Verletzung des Gelenkes stellt die Schulterluxation dar, der Volksmund spricht vom „ausgekugelten Arm“. Dabei springt der Oberarmbeinkopf aus der Gelenkpfanne des Schulterblatts. Mitunter kann sich aus einer singularen Luxation eine habituelle Luxation entwickeln, da das Gelenk instabil geworden ist. Vergleichbar zur Behandlung der Hüftarthrose oder nach Unfällen gibt es bei der Schulter etwa seit 1995 Schulter-Endoprothesen (künstl. Schulter-Gelenke) der 3. Generation.

Aus chiropraktischer Sicht ist es besonders eine Fehlstellung der Halswirbelsäule, die zu Schmerzempfindungen an der Schulter führen kann. Von der Halswirbelsäule gehen Nervenpaare ab, die Schulter, Arm und Hand versorgen; wird hier durch fehlstehende Wirbel Druck ausgeübt, kommt es zu Fehlfunktionen, Schwäche, Zittern (Tremor), Schmerzen, Kribbeln oder Taubheit. Eine korrekte Stellung aller Gelenke ermöglicht eine optimale Funktion.

Samstag, 1. September 2012

Informatives über Spondylitis ankylosans

Die Spondylitis ankylosans (Synonyme: Morbus Bechterew, Bechterewsche Krankheit, Bechterew-Strümpell-Marie-Krankheit, ankylosierende Spondylitis, rheumatoide Spondylitis, Spondylarthritis ankylopoetica) ist eine chronisch entzündliche rheumatische Erkrankung mit Schmerzen und Versteifung von Gelenken. Sie betrifft vorwiegend die Wirbelsäule (besonders im Lenden-Brust-Bereich) und die Darm-Kreuzbeingelenke (Iliosakralgelenke), kann aber auch andere Gelenke betreffen. Im Verlauf der Spondylitis ankylosans kann es auch zu Entzündungen der Regenbogenhaut des Auges (Iris) kommen, selten anderer Organe.

Bedeutung

Die Spondylarthropathien, deren häufigste Art bei uns Morbus Bechterew bzw. Ankylosierende Spondylitis ist, betreffen einer Studie an Berliner Blutspendern zufolge ca 1,9% der deutschen Bevölkerung wobei viele der mit eher milden Symptomen einhergehenden Erkrankungen nie diagnostiziert werden, so dass nur eine Minderheit der geschätzten knapp 1,6 Million Menschen mit Spondylarthropathien in Deutschland überhaupt davon wissen dürfte. Die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V. spricht von 10.0000-150.000 diagnostizierten Fällen in Deutschland. Männer sind ungefähr drei mal so häufig betroffen wie Frauen, die ersten Symptome treten in westlichen Industrienationen meistens im jungen Erwachsenenalter (20-25) auf, in 5% der Fälle liegt der Erkrankungsbeginn nach dem 40. Lebensjahr. Eine Besonderheit ist die enge Assoziation der Erkrankung mit dem Allel HLA-B27, einem Blutgruppenantigen, das eine wichtige Rolle im Immunsystem zu spielen scheint. Dessen je nach Ethnie verschieden häufiges Vorkommen korreliert weltweit mit der Häufigkeit der Erkrankung. Es wird heute davon ausgegangen, dass die Ankylosierende Spondylitis größtenteils genetisch bedingt ist, wobei das HLA-B27-Gen die mit Abstand am besten bekannte, jedoch nicht allein auslösende genetische Ursache ist.

Diagnostik

Der Zeitraum bis zur Diagnose beträgt nach Informationen der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew (DVMB) im Durchschnitt 5-7 Jahre, in einigen Fällen jedoch bis zu 15 Jahre, was bei sorgfältiger Untersuchung vermeidbar ist. Eine genauere Untersuchung ist dann ratsam, wenn unter 45jährige länger als 3 Monate lang Rückenschmerzen haben, charakteristischerweise mit
  • länger als 30 min andauernder Morgensteifigkeit,
  • Besserung der Beschwerden bei Bewegung und
  • nächtlichem Rückenschmerz
Mit der Erkrankung einhergehende Bewegungseinschränkungen können durch bestimmte einfache Untersuchungen genauer bestimmt werden (Schober-Maß, Ott-Maß, Kinn-Brustbein-Abstand, Hinterkopf-Wand-Abstand, Atemabhängige Änderung des Brustumfangs). Des Weiteren kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz, am geeignetsten zur Früherkennung ist die Magnetresonanztomographie (MRT = "Kernspin").
Der Rheumafaktor ist beim M. Bechterew negativ. 90% der Betroffenen haben das HLA-B27-Gen, allerdings kommt dieses Gen bei ca 9% der deutschen Bevölkerung vor. Dieses Gen zu haben ist also lediglich ein Risikofaktor, der die Wahrscheinlichkeit zu erkranken erhöht, die große Mehrheit der Genträger bleibt jedoch gesund. Entzündungsparameter wie CRP und BSG zeigen eine momentane Aktivität der Entzündung an.

Therapie

Beim M. Bechterew ist es sehr wichtig, sich regelmäßig zu bewegen und systematisch Krankengymnastik zu machen, um die Gelenke beweglich zu halten und eine Kyphose zu vermeiden. Dies kann für die Betroffenen jedoch oft sehr schmerzhaft sein. Damit kann die Beweglichkeit des Körpers i.A. ausreichend erhalten werden. Seit 2003 ist das Medikament Enbrel (Etanercept) zugelassen. Es handelt sich dabei um einen TNF-alpha-Blocker (TNF = Tumor-Nekrose-Faktor), der die durch TNF-alpha vermittelten Entzündungsprozesse hemmt. Mit diesem noch sehr teuren Präparat werden in vielen Fällen gute Ergebnisse erzielt und es ist noch nicht abzusehen, wie sich die Prognose für betroffene Patienten durch anti-TNF-alpha-Therapie ändern wird, da noch keine Erkenntnisse über einen längeren Zeitraum vorliegen.

Vor Aufkommen der TNF-alpha-Blocker (Infliximab) und (Etanercept) wurden gegen die Schmerzen wie auch als kausale, antientzündliche Therapie NSAR wie z.B. Indometacin eingesetzt, darüber hinaus bei bestimmten Formen Sulfasalazin und Methotrexat. Außerdem sollen, Studien zufolge, Pamidronat, ein Bisphosphonat, Thalidomid (der Contergan-Wirkstoff) und das radioaktive Isotop Radium224 als Infusion wirksam sein.

Alternative Therapien sind:

  • Diät - Stärkefreie Diät (Ebringer et al 1996), London Diät, Steinzeiternährung
  • Dehnübungen - Yoga, Pilates
  • Radon wird in verschiedenen Kurorten (z.B. Bad Kreuznach, Bad Gastein im Gasteiner Heilstollen, Bad Schlema) zur Therapie verwendet