Samstag, 1. September 2012

Informatives über Spondylitis ankylosans

Die Spondylitis ankylosans (Synonyme: Morbus Bechterew, Bechterewsche Krankheit, Bechterew-Strümpell-Marie-Krankheit, ankylosierende Spondylitis, rheumatoide Spondylitis, Spondylarthritis ankylopoetica) ist eine chronisch entzündliche rheumatische Erkrankung mit Schmerzen und Versteifung von Gelenken. Sie betrifft vorwiegend die Wirbelsäule (besonders im Lenden-Brust-Bereich) und die Darm-Kreuzbeingelenke (Iliosakralgelenke), kann aber auch andere Gelenke betreffen. Im Verlauf der Spondylitis ankylosans kann es auch zu Entzündungen der Regenbogenhaut des Auges (Iris) kommen, selten anderer Organe.

Bedeutung

Die Spondylarthropathien, deren häufigste Art bei uns Morbus Bechterew bzw. Ankylosierende Spondylitis ist, betreffen einer Studie an Berliner Blutspendern zufolge ca 1,9% der deutschen Bevölkerung wobei viele der mit eher milden Symptomen einhergehenden Erkrankungen nie diagnostiziert werden, so dass nur eine Minderheit der geschätzten knapp 1,6 Million Menschen mit Spondylarthropathien in Deutschland überhaupt davon wissen dürfte. Die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V. spricht von 10.0000-150.000 diagnostizierten Fällen in Deutschland. Männer sind ungefähr drei mal so häufig betroffen wie Frauen, die ersten Symptome treten in westlichen Industrienationen meistens im jungen Erwachsenenalter (20-25) auf, in 5% der Fälle liegt der Erkrankungsbeginn nach dem 40. Lebensjahr. Eine Besonderheit ist die enge Assoziation der Erkrankung mit dem Allel HLA-B27, einem Blutgruppenantigen, das eine wichtige Rolle im Immunsystem zu spielen scheint. Dessen je nach Ethnie verschieden häufiges Vorkommen korreliert weltweit mit der Häufigkeit der Erkrankung. Es wird heute davon ausgegangen, dass die Ankylosierende Spondylitis größtenteils genetisch bedingt ist, wobei das HLA-B27-Gen die mit Abstand am besten bekannte, jedoch nicht allein auslösende genetische Ursache ist.

Diagnostik

Der Zeitraum bis zur Diagnose beträgt nach Informationen der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew (DVMB) im Durchschnitt 5-7 Jahre, in einigen Fällen jedoch bis zu 15 Jahre, was bei sorgfältiger Untersuchung vermeidbar ist. Eine genauere Untersuchung ist dann ratsam, wenn unter 45jährige länger als 3 Monate lang Rückenschmerzen haben, charakteristischerweise mit
  • länger als 30 min andauernder Morgensteifigkeit,
  • Besserung der Beschwerden bei Bewegung und
  • nächtlichem Rückenschmerz
Mit der Erkrankung einhergehende Bewegungseinschränkungen können durch bestimmte einfache Untersuchungen genauer bestimmt werden (Schober-Maß, Ott-Maß, Kinn-Brustbein-Abstand, Hinterkopf-Wand-Abstand, Atemabhängige Änderung des Brustumfangs). Des Weiteren kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz, am geeignetsten zur Früherkennung ist die Magnetresonanztomographie (MRT = "Kernspin").
Der Rheumafaktor ist beim M. Bechterew negativ. 90% der Betroffenen haben das HLA-B27-Gen, allerdings kommt dieses Gen bei ca 9% der deutschen Bevölkerung vor. Dieses Gen zu haben ist also lediglich ein Risikofaktor, der die Wahrscheinlichkeit zu erkranken erhöht, die große Mehrheit der Genträger bleibt jedoch gesund. Entzündungsparameter wie CRP und BSG zeigen eine momentane Aktivität der Entzündung an.

Therapie

Beim M. Bechterew ist es sehr wichtig, sich regelmäßig zu bewegen und systematisch Krankengymnastik zu machen, um die Gelenke beweglich zu halten und eine Kyphose zu vermeiden. Dies kann für die Betroffenen jedoch oft sehr schmerzhaft sein. Damit kann die Beweglichkeit des Körpers i.A. ausreichend erhalten werden. Seit 2003 ist das Medikament Enbrel (Etanercept) zugelassen. Es handelt sich dabei um einen TNF-alpha-Blocker (TNF = Tumor-Nekrose-Faktor), der die durch TNF-alpha vermittelten Entzündungsprozesse hemmt. Mit diesem noch sehr teuren Präparat werden in vielen Fällen gute Ergebnisse erzielt und es ist noch nicht abzusehen, wie sich die Prognose für betroffene Patienten durch anti-TNF-alpha-Therapie ändern wird, da noch keine Erkenntnisse über einen längeren Zeitraum vorliegen.

Vor Aufkommen der TNF-alpha-Blocker (Infliximab) und (Etanercept) wurden gegen die Schmerzen wie auch als kausale, antientzündliche Therapie NSAR wie z.B. Indometacin eingesetzt, darüber hinaus bei bestimmten Formen Sulfasalazin und Methotrexat. Außerdem sollen, Studien zufolge, Pamidronat, ein Bisphosphonat, Thalidomid (der Contergan-Wirkstoff) und das radioaktive Isotop Radium224 als Infusion wirksam sein.

Alternative Therapien sind:

  • Diät - Stärkefreie Diät (Ebringer et al 1996), London Diät, Steinzeiternährung
  • Dehnübungen - Yoga, Pilates
  • Radon wird in verschiedenen Kurorten (z.B. Bad Kreuznach, Bad Gastein im Gasteiner Heilstollen, Bad Schlema) zur Therapie verwendet

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