Freitag, 14. September 2012

Die Migräneaura

Die Migräneaura ist ein mögliches, jedoch nicht essenzielles neurologisches Symptom der Migräne, das der Kopfschmerzphase vorangeht. Migräne geht in ca. 15 bis 20 % der Fälle mit einer Aura einher. Es treten in der Auraphase langsam einsetzende und wieder abklingende visuelle Störungen (z. B. (Skotome, Fortifikationen, Verlust des räumlichen Sehens, Unschärfe bis hin zu Gesichtsfeldausfällen), Störungen des Geruchsempfindens, Sensibilitätsstörungen (z. B. Verlust der Berührungsempfindung oder Kribbelempfindungen in den Armen, Beinen und im Gesicht), Gleichgewichtsstörungen, Sprachstörungen oder andere neurologische Ausfälle auf.

Die Aura wird von Patient zu Patient anders wahrgenommen und beschrieben. Charakteristisch ist die Dynamik des Prozesses, d. h. z. B. das „Wandern“ des Flimmerskotoms im Gesichtsfeld oder Wandern des Kribbelgefühls im Arm oder durch die einzelnen Finger. Auch eine Verschiebung der Aurasymptome, beispielsweise von Sehstörungen über Sensibilitätsstörungen bis hin zu Sprachstörungen und Lähmungserscheinungen kann beobachtet werden.

Diese Dynamik zeigt sich auch bei Messungen im Gehirn in Form einer wandernden Störungsfront (Streudepolarisierung). Die Dynamik der Symptome sowie deren langsames Einsetzen und Abklingen sind ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen neurologischen Erkrankungen, insbesondere gegenüber dem Schlaganfall. Die Aura hat keinerlei schädigende Auswirkungen auf das Hirngewebe, ihre Anzeichen sind lediglich vorübergehend und dauern in der Regel bis zu 60 min.

Inspirationen durch Migräneaura-bedingte visuelle Störungen und halluzinationsähnliche Veränderungen der Wahrnehmung spiegeln sich in den künstlerischen Werken namhafter Migränepatienten, wie Vincent van Gogh, Sarah Raphael und vermutlich auch Pablo Picasso wider. Durch Beschreibung von Wahrnehmungsstörungen des unter Migräne leidenden britischen Schriftstellers Lewis Carroll in seinem Werk "Alice im Wunderland" wurden diese Migräneauras auch als Alice-im-Wunderland-Syndrom bezeichnet. Wenn sie an dauernden Migräneanfällen leiden, nehmen sie doch einmal die Hilfe eines die Hilfe eines Chiropraktikers in Anspruch.

Montag, 10. September 2012

Der Trapezmuskel

Der Musculus trapezius (lat.: Trapezmuskel; seiner Form wegen auch Kapuzenmuskel oder Kappenmuskel genannt) verdankt seinen Namen dem Umstand, dass die beiden dreieckigen Einzelmuskel der linken bzw. rechten Seite zusammen ein Trapez formen.

Anteile

Der Muskel besteht beim Menschen aus drei Teilen:
  • Pars descendens (lat.: absteigender Teil) - der Teil unterhalb des Schulterblatts.
  • Pars transversa (lat.: querender Teil) - der Teil zwischen Brustwirbeln und Schultergelenk.
  • Pars ascendens (lat.: aufsteigender Teil) - der Teil oberhalb des Schulterblatts.
Bei den Haussäugetieren werden nur zwei Anteile unterschieden:
  • Pars cervicalis (Halsteil) - von der Nackenlinie zur Spina scapulae
  • Pars thoracica (Brustteil): vom Ligamentum supraspinale zur Spina scapulae

Funktion

Der Musculus trapezius ist verantwortlich für
  • das Heben des Schultergürtels und Kippen des Kopfes nach hinten (Pars descendens)
  • das nach innen ziehen des Schulterblattes (Pars transversa)
  • das Senken des Schultergürtels (Pars ascendens)

Varietäten

Der Trapezmuskel wächst normalerweise am Schlüsselbein in der Nähe des Schultergelenkes an. Dann bleibt das Schlüsselbein für eine Weile frei bis der Kopfwender in der Nähe des Brustbeines ansetzt. Dadurch entsteht eine Vertiefung, die deutlich zu sehen ist. Gelegentlich verbreitert der Trapezmuskel aber auch den Bereich, in dem er am Schlüsselbein festwächst. Dann wird die oben beschriebene Vertiefung wesentlich kleiner oder verschwindet sogar ganz. Oft wächst in solch einem Fall gleichzeitig auch der Kopfwender von der anderen Seite an den Trapezmuskel heran und verkleinert dadurch ebenfalls die Vertiefung.

Donnerstag, 6. September 2012

Ortsständige Rückenmuskulatur

Die autochthone Rückenmuskulatur („ortsständige Rückenmuskulatur“)ist der wichtigste Teil des aktiven Bewegungsapparates des Rückens. Im Gegensatz zur „eingewanderten“ Rumpf-Schultergürtel-Muskulatur (z. B. Musculus latissimus dorsi, Musculus trapezius) entwickelt sich die autochtone Muskulatur dort, wo sie beim Erwachsenen Menschen auch liegt. Sie erstreckt sich beidseitig entlang der Wirbelsäule vom Becken über den Brustkorb zum Kopf und wird aufgrund ihrer primären Funktion als Aufrichter und Stabilisator der Wirbelsäule oft auch der Einfachheit halber als Musculus erector spinae bezeichnet. Abgesehen von ihrer Entwicklung wird die autochtone Rückenmuskulatur über zwei Kriterien definiert:
  • Sie wird aus den Dorsalästen (Rami dorsales) der Spinalnerven versorgt. Sämtliche andere Skelettmuskulatur des Menschen wird durch die Ventraläste (Rami ventrales) der Spinalnerven innerviert.
  • Sie liegt eingepackt in die Fascia thoracolumbalis.
Aufgrund dieser Definition gehören andere autochtone Muskeln des Rumpfes nicht zur autochtonen Rückenmuskulatur (z. B. die Zwischenrippenmuskeln, die Bauchmuskeln oder die Musculi serrati anterior, posterior superior und posterior inferior. Die Musculi levatores costarum liegen zum Teil außerhalb der Fascia thoracolumbalis und erfahren eine Doppelinnervation aus Rami dorsales und Rami ventrales der Spinalnerven, weshalb sie in manchen Lehrbüchern nicht zusammen mit der restlichen autochtonen Rückenmuskulatur behandelt werden.
Aufgrund ihrer Innervation kann die autochtone Rückenmuskulatur in zwei verschiedene Tractus unterteilt werden, deren Muskeln aufgrund ihrer Länge wiederum jeweils in verschiedene Systeme unterteilt werden. Die Nomenklatur der Muskeln und Systeme erfolgt immer von caudal nach cranial:

Sonntag, 2. September 2012

Das Schultergelenk und die Chiropraktik

Das Schultergelenk (lat. Articulatio humeri) wird vom Schulterblatt (lat. Scapula) und dem Oberarmbein (lat. Humerus) gebildet. Da dieses Gelenk vor allem durch Muskeln gesichert ist und die Bewegungen kaum durch knöcherne Strukturen eingeschränkt werden, ist das Schultergelenk das beweglichste Kugelgelenk des menschlichen Körpers. Außerdem kann das Schultergelenk selbst durch Bewegungen des Schulterblattes verschoben werden. Dadurch ist es letztendlich möglich, den Arm in viele verschiedene Stellungen zu bringen, um ihn optimal zu gebrauchen.


Die Gelenkkapsel sendet einen Ausläufer um die Ursprungsehne des Biceps brachii und bildet damit eine sogenannte Kapselsehnenscheide. Bei den Säugetieren, die eher Laufbewegungen ausführen, ist das Schultergelenk zwar ebenfalls ein Kugelgelenk, durch die Anordnung der Muskeln ist es aber soweit in seiner Bewegung eingeschränkt, dass nur noch Beugung und Streckung möglich sind, also das Gelenk nur in einer Richtungsachse bewegt wird (sog. Wechselgelenk).

Eine relativ häufige Verletzung des Gelenkes stellt die Schulterluxation dar, der Volksmund spricht vom „ausgekugelten Arm“. Dabei springt der Oberarmbeinkopf aus der Gelenkpfanne des Schulterblatts. Mitunter kann sich aus einer singularen Luxation eine habituelle Luxation entwickeln, da das Gelenk instabil geworden ist. Vergleichbar zur Behandlung der Hüftarthrose oder nach Unfällen gibt es bei der Schulter etwa seit 1995 Schulter-Endoprothesen (künstl. Schulter-Gelenke) der 3. Generation.

Aus chiropraktischer Sicht ist es besonders eine Fehlstellung der Halswirbelsäule, die zu Schmerzempfindungen an der Schulter führen kann. Von der Halswirbelsäule gehen Nervenpaare ab, die Schulter, Arm und Hand versorgen; wird hier durch fehlstehende Wirbel Druck ausgeübt, kommt es zu Fehlfunktionen, Schwäche, Zittern (Tremor), Schmerzen, Kribbeln oder Taubheit. Eine korrekte Stellung aller Gelenke ermöglicht eine optimale Funktion.

Samstag, 1. September 2012

Informatives über Spondylitis ankylosans

Die Spondylitis ankylosans (Synonyme: Morbus Bechterew, Bechterewsche Krankheit, Bechterew-Strümpell-Marie-Krankheit, ankylosierende Spondylitis, rheumatoide Spondylitis, Spondylarthritis ankylopoetica) ist eine chronisch entzündliche rheumatische Erkrankung mit Schmerzen und Versteifung von Gelenken. Sie betrifft vorwiegend die Wirbelsäule (besonders im Lenden-Brust-Bereich) und die Darm-Kreuzbeingelenke (Iliosakralgelenke), kann aber auch andere Gelenke betreffen. Im Verlauf der Spondylitis ankylosans kann es auch zu Entzündungen der Regenbogenhaut des Auges (Iris) kommen, selten anderer Organe.

Bedeutung

Die Spondylarthropathien, deren häufigste Art bei uns Morbus Bechterew bzw. Ankylosierende Spondylitis ist, betreffen einer Studie an Berliner Blutspendern zufolge ca 1,9% der deutschen Bevölkerung wobei viele der mit eher milden Symptomen einhergehenden Erkrankungen nie diagnostiziert werden, so dass nur eine Minderheit der geschätzten knapp 1,6 Million Menschen mit Spondylarthropathien in Deutschland überhaupt davon wissen dürfte. Die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V. spricht von 10.0000-150.000 diagnostizierten Fällen in Deutschland. Männer sind ungefähr drei mal so häufig betroffen wie Frauen, die ersten Symptome treten in westlichen Industrienationen meistens im jungen Erwachsenenalter (20-25) auf, in 5% der Fälle liegt der Erkrankungsbeginn nach dem 40. Lebensjahr. Eine Besonderheit ist die enge Assoziation der Erkrankung mit dem Allel HLA-B27, einem Blutgruppenantigen, das eine wichtige Rolle im Immunsystem zu spielen scheint. Dessen je nach Ethnie verschieden häufiges Vorkommen korreliert weltweit mit der Häufigkeit der Erkrankung. Es wird heute davon ausgegangen, dass die Ankylosierende Spondylitis größtenteils genetisch bedingt ist, wobei das HLA-B27-Gen die mit Abstand am besten bekannte, jedoch nicht allein auslösende genetische Ursache ist.

Diagnostik

Der Zeitraum bis zur Diagnose beträgt nach Informationen der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew (DVMB) im Durchschnitt 5-7 Jahre, in einigen Fällen jedoch bis zu 15 Jahre, was bei sorgfältiger Untersuchung vermeidbar ist. Eine genauere Untersuchung ist dann ratsam, wenn unter 45jährige länger als 3 Monate lang Rückenschmerzen haben, charakteristischerweise mit
  • länger als 30 min andauernder Morgensteifigkeit,
  • Besserung der Beschwerden bei Bewegung und
  • nächtlichem Rückenschmerz
Mit der Erkrankung einhergehende Bewegungseinschränkungen können durch bestimmte einfache Untersuchungen genauer bestimmt werden (Schober-Maß, Ott-Maß, Kinn-Brustbein-Abstand, Hinterkopf-Wand-Abstand, Atemabhängige Änderung des Brustumfangs). Des Weiteren kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz, am geeignetsten zur Früherkennung ist die Magnetresonanztomographie (MRT = "Kernspin").
Der Rheumafaktor ist beim M. Bechterew negativ. 90% der Betroffenen haben das HLA-B27-Gen, allerdings kommt dieses Gen bei ca 9% der deutschen Bevölkerung vor. Dieses Gen zu haben ist also lediglich ein Risikofaktor, der die Wahrscheinlichkeit zu erkranken erhöht, die große Mehrheit der Genträger bleibt jedoch gesund. Entzündungsparameter wie CRP und BSG zeigen eine momentane Aktivität der Entzündung an.

Therapie

Beim M. Bechterew ist es sehr wichtig, sich regelmäßig zu bewegen und systematisch Krankengymnastik zu machen, um die Gelenke beweglich zu halten und eine Kyphose zu vermeiden. Dies kann für die Betroffenen jedoch oft sehr schmerzhaft sein. Damit kann die Beweglichkeit des Körpers i.A. ausreichend erhalten werden. Seit 2003 ist das Medikament Enbrel (Etanercept) zugelassen. Es handelt sich dabei um einen TNF-alpha-Blocker (TNF = Tumor-Nekrose-Faktor), der die durch TNF-alpha vermittelten Entzündungsprozesse hemmt. Mit diesem noch sehr teuren Präparat werden in vielen Fällen gute Ergebnisse erzielt und es ist noch nicht abzusehen, wie sich die Prognose für betroffene Patienten durch anti-TNF-alpha-Therapie ändern wird, da noch keine Erkenntnisse über einen längeren Zeitraum vorliegen.

Vor Aufkommen der TNF-alpha-Blocker (Infliximab) und (Etanercept) wurden gegen die Schmerzen wie auch als kausale, antientzündliche Therapie NSAR wie z.B. Indometacin eingesetzt, darüber hinaus bei bestimmten Formen Sulfasalazin und Methotrexat. Außerdem sollen, Studien zufolge, Pamidronat, ein Bisphosphonat, Thalidomid (der Contergan-Wirkstoff) und das radioaktive Isotop Radium224 als Infusion wirksam sein.

Alternative Therapien sind:

  • Diät - Stärkefreie Diät (Ebringer et al 1996), London Diät, Steinzeiternährung
  • Dehnübungen - Yoga, Pilates
  • Radon wird in verschiedenen Kurorten (z.B. Bad Kreuznach, Bad Gastein im Gasteiner Heilstollen, Bad Schlema) zur Therapie verwendet

Mittwoch, 29. August 2012

Epicondylitis - Der Tennisellenbogen

Epicondylitis (auch Epikondylitis, umgangsspr. "Tennisarm") ist eine schmerzhafte Entzündung der Sehnen an den lateralen Unterarmmuskeln (Epicondylen). (Epicondylitis humeri radialis und ulnaris).

Ursachen
Epicondylitis entsteht durch Überanspruchung der Unterarmmuskulatur, d.h. extreme oder dauernd wiederkehrende Bewegungen:
  • Einseitige Beanspruchung (z.B. Tastatur-, Mausbenutzung, Sportklettern)
  • Falsche Haltung (im Beruf, bei der Haus- und Gartenarbeit oder in der Freizeit)
  • Falsche Technik oder Griffstärke bei Schlägersportarten (Tennis, Badminton, Golf)

Symptome

Es herrschen Druckschmerzen an den betroffenen Muskeln sowie ausstrahlende, ziehende Schmerzen im gesamten Unterarm. Anfangs schmerzen die Unterarme nur bei Belastung. Im Mittelstadium schmerzen sie auch belastungsfrei, und die Kraft lässt nach.

Therapien

Die Therapie erfolgt mittels Kühlung, Ultraschall, Lasertherapie, Interferenztherapie, Hochvolttherapie, Elektrostimulationstherapie Muskelkräftigungsübungen, Armschlinge, Bandagen, Verbände, Chiropraktik, Stoßwellen-Therapie (ESWT und Lithotripsie), Anwendung von Cremen (Voltaren) und Gels, Manuelle Therapie, Krankengymnastik, Akupunktur, Neuraltherapie und die Homöopathie, lokale Friktionsmassagen und die Abgabe von Kortison. Wichtig ist die Belastungskarenz.

Chirurgie

Die Epicondylitis kann chronisch werden, so dass die betroffenen Muskeln im Endstadium aufgeschnitten werden müssen. Hierbei wird eine Entlastung der Muskelspannung durch eine bogenförmige Einkerbung am Muskelansatz und der Durchtrennung der gereizten Nervenfasern am Knochen, bei Nerveneinklemmung Befreien des Nerves. Nach der OP trägt der Patient einen Oberarmgips ca. zwei Wochen; nach etwa fünf Wochen tritt i.d.R. die Heilung ein. Leistungssport ist nach ca. drei Monaten wieder möglich. Bevor man sich zu einem chirugischen Eingriff entscheidet, können zur Regulierung der schmerzhaften Muskelverspannungen Querfriktionsmassagen durchgeführt werden.

Montag, 27. August 2012

Karpaltunnelsyndrom und die Chiropraktik

Das Karpaltunnelsyndrom (KTS, Synonyme u. a.: Carpaltunnelsyndrom, CTS, Medianuskompressionssyndrom, Brachialgia paraesthetica nocturna (als Symptom)) ist ein Begriff aus der Medizin und bedeutet die krankhafte Einengung eines bestimmten Nervs, des Nervus medianus, im Bereich der Handwurzel. Das KTS wird zu der großen Gruppe der Nervenkompressionssyndrome gezählt. Frauen sind häufiger davon betroffen als Männer.

Anatomie und Ursachen
Der Karpaltunnel ist eine tunnelartige Röhre, die in der Tiefe des Handgelenks liegt. Der "Boden" und die Seitenwände des Tunnels sind Teil des knöchernen Handskeletts, während das "Dach" von einem breiten Band gebildet wird, das sich quer zwischen der Muskulatur des Daumenballens und derjenigen des Kleinfingerballens ausspannt. Durch den Tunnel verläuft - zusammen mit neun Beugesehnen - ein starker Nerv, der die Bewegungen und Empfindungen von Hand und Fingern steuert, der Nervus medianus. Eine Einengung des Karpaltunnels schädigt diesen Nerv, weil er wegen der Enge des Tunnels keine Möglichkeit hat, einer Kompression auszuweichen.
Oft lässt sich die genaue Ursache für die Einengung nicht feststellen. Ein KTS verursachen können u. a.
  • eine durchgemachte Verletzung von Knochen oder Weichteilen, z. B. ein fehlstehender Handgelenksbruch (die "dislozierte distale Radiusfraktur")
  • eine Entzündung von Gewebe, z. B. die chronische Entzündung einer Beugesehne mit Verdickung der Sehnenscheiden, Rheuma oder Arthrose
  • schwangerschaftsbedingte Wassereinlagerungen
  • hormonelle Störungen, z. B. durch die Wechseljahre
  • Alterserscheinungen des Bindegewebes

Beschwerden

Die Folgen des KTS sind Einschränkung des Tastsinns, Gefühlstaubheit und Muskelschwäche. Im Vordergrund für den Patienten stehen häufig vor allem nächtliche Schmerzen. Auf längere Dauer kommt es, weil die Hand zwecks Schonung wenig bewegt wird, zu Muskelschwund.

Diagnose und Therapiemöglichkeiten

Zum Nachweis des KTS führen
die Beurteilung der subjektiven Beeinträchtigung
der objektive Untersuchungsbefund des Chirurgen
die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit durch den Neurologen
Anamnestisch und differentialdiagnostisch muss der Arzt ausschließen, dass die Beschwerden andere Ursachen haben, z. B. auf Schäden im Bereich der Brustwirbelsäule (Spondylarthrose) zurückgehen, die über den Arm bis ins Handgelenk ausstrahlen können.
Im Anfangsstadium des KTS kann eine konservative Behandlung versucht werden. Das Tragen spezieller Nachtschienen oder auch das Anlegen von geformten Stützverbänden, die vom Sanitätsfachhandel auch für tagsüber angeboten werden, vermag die Beschwerden zumindest für eine Zeitlang zu beseitigen oder abzumildern. Bleibt die konservative Behandlung erfolglos, dann sollte, um bleibende Schäden zu vermeiden, eine Operation erfolgen.

Operatives Vorgehen

Narkose

Der Eingriff wird in Lokalanästhesie durchgeführt. Zwecks besserer Sicht für den Operateur wird meist "das Blut aus dem Arm gewickelt", mit einer Blutdruckmanschette das Rückströmen in den Arm verhindert und durch Auffüllen der Venen mit einem Lokalanästhetikum eine Schmerzfreiheit des ganzen Armes bewirkt.

Offene Operationstechnik

Der Operateur arbeitet von außen mit direkter Sicht auf das Operationsfeld. Der notwendige größere Hautschnitt wird in die Längslinie der Hohlhand gelegt, so dass die Narbe später kaum auffällt. Zunächst wird das Gewebe, das den Nerv einengt, durchtrennt und gelöst. Sofern die Sehnenscheiden nach durchgemachter Entzündung sehr aufgequollen sind, sollten diese gleichzeitig entfernt werden.

Endoskopische Operationstechnik

Der Operateur arbeitet endoskopisch, also von innen her, mit nur instrumenteller Sicht auf das Operationsfeld. Die endoskopische Karpaltunnelspaltung wird mittlerweile häufiger als die offene Operationstechnik angewandt und in der Regel in Einportaltechnik durchgeführt. Die gesamte Operation wird dabei über einen einzigen ca. 1 - 2 cm langen Hautschnitt quer in der Beugefalte des Handgelenkes vorgenommen und das miniaturisierte Instrumentarium ins Operationsgebiet eingeführt.

Operationsfolgen und Komplikationen

Allgemeines

In unkomplizierten Fällen behebt die Karpaltunnelspaltung praktisch sofort sämtliche Beschwerden und beseitigt Schmerzen und nächtliche Missempfindungen.
Sofern bereits Gefühlsstörungen und Missempfindungen bestehen, kann nicht in jedem Fall von sofortigem oder vollständigem Verschwinden ausgegangen werden. Der Therapieerfolg hängt dann nämlich ganz wesentlich von Dauer und Ausmaß der bisherigen Nervschädigung ab. Ähnliches gilt auch für eine schon eingetretene Muskelschwäche im Bereich des Daumenballens.
Die allgemeinen Gefahren chirurgischer Eingriffe (z. B. Nachblutung, Infektion, Schwellungen oder Verletzung von Nerven und Blutgefäßen) sind selten geworden.

Offene Operationstechnik

Die relativ große Narbe im Handgelenksbereich kann gelegentlich einige Zeit berührungsempfindlich sein und Beschwerden beim kräftigen Zupacken bereiten. In Ausnahmefällen kann es zu einer langwierigen, unter Umständen sehr schmerzhaften Knochenentkalkung und / oder Weichteilschwellung kommen, die auch Gelenkversteifungen zur Folge haben kann (Morbus Sudeck).

Endoskopische Operationstechnik

Die kleinere Operationswunde verursacht deutlich seltener Narbenprobleme, im Vergleich zur offenen Operationstechnik muss man jedoch mit einer etwas höheren Komplikationsrate rechnen.
Vor allem besteht die Gefahr der Verletzung des Nervus medianus, insbesondere eines kleinen Seitenastes, der zum Daumen führt. Eine unvollständige Eröffnung des Karpaltunnels führt manchmal dazu, dass später noch einmal operiert werden muss. Gelegentlich ergibt sich auch die Notwendigkeit, von einer endoskopisch begonnenen zur offenen Operation zu wechseln, weil Blutungen auftreten oder die Anatomie unübersichtlich ist.

Nachbehandlung

Zur besseren Wundheilung und zur Verminderung des Wundschmerzes wird für einige Tage eine Gipsschiene angelegt. In dieser Phase sollte die Hand erhöht gelagert werden, um Schwellungen vorzubeugen. Der Patient sollte immer wieder seine Finger und auch seine Schulter bewegen. Zur Behandlung der Wundschmerzen wird in den ersten Tagen ein mittelstark wirkendes Analgetikum verordnet.

Wie der Nerv sich erholt, hängt von Dauer und Schwere seiner Einengung vor der Operation ab. Auch nach Monaten noch kann sich das Taubheitsgefühl oder die Muskelschwäche bessern. Deshalb soll der Heilungsverlauf nach der Operation durch den Neurologen kontrolliert werden.
Die Entfernung der Fäden wird in der Regel nach ca. 11 Tagen durchgeführt. Nach zwei bis drei Wochen lässt sich die Hand wieder zunehmend an leichtere Arbeit gewöhnen. Für den Heilungsprozess mitentscheidend ist auch die Operationsmethode. Erfahrungsgemäß ist nach der endoskopischen Karpaltunnelspaltung die Hand früher belastbar.

Chiropraktik

Eine chiropraktische Justierung des Handgelenkes schafft hier schnell Abhilfe. Desweiteren kann nur eine chiropraktisch korrigierte Halswirbel- sowie Brustwirbelsäule sicherstellen, dass kein Druck auf die von dort abgehenden und den Arm versorgenden Nerven diese Symptome auslösen.