Samstag, 4. August 2012

Der Spinalnerv

Unter dem Begriff Spinalnerv (Nervus spinalis) versteht man die aus dem Rückenmark entspringenden Nerven. Sie gehören zum Peripheren Nervensystem. In Höhe eines jeden Wirbels tritt ein solches Spinalnervenpaar aus dem Wirbelkanal.

Anteile eines Spinalnervens

Jeder Spinalnerv hat einen efferenten und afferenten Anteil. Die Somata (Zellkörper) dieser Neurone bezeichnet man auch als Wurzelzellen.
Die Afferenzen leiten die über Rezeptoren registrierten Empfindungen aus dem Körper und von der Körperoberfläche zum Rückenmark. Ihre Zellkörper liegen im Spinalganglion (Ganglion spinale), also außerhalb des Rückenmarks, aber bereits innerhalb des Wirbelkanals. Ihre Axone ziehen über die Radix posterior (bei Tieren Radix dorsalis) in die graue Substanz des Rückenmarks oder über die weiße Substanz zum Gehirn, wo die bewusste Wahrnehmung erfolgt.
Die Soma der motorischen Efferenzen (für die Bewegung zuständigen) liegen in der grauen Substanz des Rückenmarks. Sie bilden über die gesamte Länge des Rückenmarks die sogenannte motorische Kernsäule. In jedem Segment treten Axone über die Radix anterior/ventralis aus dem Rückenmark und vereinigen sich mit den ankommenden Afferenzen zu einem gemeinsamen Stamm (Truncus nervi spinalis). Die motorischen Efferenzen werden unter dem Begriff unteres Motoneuron (LMN, vom englischen lower motoneuron) zusammengefasst.
Im Bereich des Brust- und Lendenabschnitts des Rückenmarks gibt es auch sympathische Wurzelzellen. Sie liegen im Nucleus intermediolateralis der grauen Substanz und ziehen ebenfalls zum Truncus nervi spinalis. Über einen weißen Verbindungsast (Ramus communicans albus) ziehen sie dann zum Grenzstrang, in dessen Ganglien sie auf das zweite Neuron umgeschalten werden. Über einen grauen Verbindungsast (Ramus communicans griseus) zieht dann ein Teil der Axone wieder zum gemeinsamen Spinalnervenstamm.
Im Bereich des Kreuzmarks gibt es parasympathische Wurzelzellen. Diese Efferenzen ziehen ebenfalls zum gemeinsamen Spinalnervenstamm. Sie sind für die Versorgung der unteren Bauch- und Beckeneingeweide zuständig.

Verlauf außerhalb des Wirbelkanals

Der Truncus nervi spinalis verlässt den Wirbel über das Zwischenwirbelloch (Foramen intervertebrale). Dort teilt er sich in einen
  • Ramus posterior (Tiere: Ramus dorsalis) für die Versorgung der Haut und Muskulatur des Rückens
  • Ramus anterior (Tiere: Ramus ventralis) für die Versorgung der Haut und Muskulatur der bauchseitigen Körperteile.
Das von einem Spinalnerven versorgte Hautgebiet bezeichnet man als Dermatom, die versogten Muskeln als Myotom.

Plexus

Insbesondere im Bereich der Gliedmaßenursprünge bilden die Rami anteriores/ventrales der Spinalnerven Nervengeflechte (Plexus) mit ihren Nachbarn. Dabei mischen sich Fasern mehrerer Rückenmarkssegmente und formen wiederum Nerven. Jeder dieser Plexusnerven hat somit Anteile mehrerer Rückenmarkssegmente. Der Vorteil dieser Neuordnung ist, dass es bei Schädigung eines Rückenmarkssegments nicht zu einem Totalausfall des Plexusnerven kommt, da die Nachbarsegmente ebenfalls Fasern beisteuern. Daher kommt es bei so einer Schädigung nicht zu einer vollständigen Lähmung (Paralyse) der versorgten Muskeln, sondern nur zu einer eingeschränkten Bewegungsstörung (Parese).
Das Nervengeflecht für den Arm (Vorderbein) heißt Plexus brachialis, das für das (Hinter-)Bein Plexus lumbosacralis.

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