Schleudertrauma, auch bekannt als Halswirbelsäulendistorsion oder Beschleunigungsverletzung.
Es handelt sich um eine Verletzung mit grosser Bandbreite nach
Überbelastung im Bereich der Halswirbelsäule, z.B. beim Sport, bei
Stürzen oder auch bei Verkehrsunfällen, wo besonders in Deutschland der
Begriff Schleudertraum bunte Blüten im Interesse der
Versicherungswirtschaft treibt, die bis zur Beeinflussung von Medizinern
zur Erstellung von Gefälligkeitsgutachten reichte.
Seit 2003 beurteilen (nun endlich auch) deutsche Gerichte erstmals
die i.d.R. zunächst (noch) nicht objektiv sichtbaren Verletzungsfolgen -
aber von diesbezüglich kundigen (z.B. Manual-)Medizinern eindeutig zu
diagnostizierenden Verletzungsbild - nach Verkehrsunfällen, i.d.R. nach
Auffahrunfällen oder Seiten(!)aufprallunfällen, hier häufig in Form von
Muskel-/Weichteilverletzungen als Untergrenze der möglichen
Unfallfolgen.
Dank modernster sog. 'bildgebender' Untersuchungsverfahren
(Magnetresonanztomogramm-MRT und hier besonders die Funktions-MRT ,
Computertomogramm-CT, EMG Muskeluntersuchungen etc) werden die Patienten
erheblich durch Diagnostik mit objektivem Nachweischarakter
unterstützt. Die (eindeutig von Versicherern gesteuerte) Mähr, das dies
nur in vielen Industriestaaten mit ausgeprägtem Anspruchsdenken
auffällig sei ist zwischenzeitlich auch widerlegt.
Bis dahin eines der traurigsten Kapitel (auch) in der Bundesrepublik.
Die Verletzungsfolgen reichen von einer sog. Distorsion (Stauchung
der HWS-Halswirbelsäule) bis zur Querschnittlähmung oder gar dem
sofortigen Tod. Unfallmechanismus (bei Fahrzeugen): Nach Anstoss durch
auffahrendes oder seitlich aufprallendes Fahrzeug: Nach
Anstoss/Aufschlag vergeht eine Weile zwischen Verformung der
Knautschzonen, der Änderung der Bewegung des angestossenen Fahrzeuges
und erst danach die Übertragung der Bewegung auf die Insassen, die
---danach wesentlich höher--- als die Geschwindigkeit der Fahrzeuge bzw.
des Anstosses sein kann (vgl. Impulskraft o. Billardkugeleffekt!).
Vereinfacht ausgedrückt, wird die Wirbelsäule zuerst beim sog.
Ramping (Aufsteigen des Oberkörpers an der Rückenlehne)langgestreckt.
Der (zu Beginn der Bewegung der Insassen) noch in der Schwerkraft
beharrenden schwere Kopf 'drückt' sodann nach unten dagegen. Gegen
dieses mehrfache Eigengewicht des Kopfes werden so die Bandscheiben
'zusammendrückt=gestaucht'(=distorsion). Die so geschwächte Wirbelsäule
wird zudem in der dann weiter einsetzenden Bewegung nach wenigen
Millisekunden erheblicher weiterer Schädigungsgefahr ausgesetzt, da eine
so gestreckte und gleichzeitig gestauchte Wirbelsäule (bei
Fahrzeugunfällen)viel instabiler gegen Heck- oder Seitenanstöße ist.
Zum Verletzungsmechanismus beim Verkehrsunfall: Als überholt gilt die früher angenommene Theorie einer Streckung und – nachfolgend – Beugung
der Wirbelsäule. Richtig ist, dass der Oberkörper der Insassen -im
angestossenen- Fahrzeug vom Sicherheitsgurt zunächst zurückgehalten
wird, während der 'freie' Kopf nach vorn schnellen will, dies findet
jedoch nicht in einer früher angenommenen reinen
Peitschenschlag-Bewegung (whiplash)statt, sondern in einer sog.
Translation, d.h. horizontalen Scherbewegung mit höchstem
Verletzungsrisiko für alle Strukturen der Hals-(HWS) und
Brustwirbelsäule(BWS). (Bei Rennen der Formel 1 sieht man seit ein paar
Monaten die schwarzen Aufsatzgestelle auf den Schultern der Fahrer, an
denen der Helm mit Seilen (!) befestigt wird um die Fahrer zu schützen).
Das Rückenmark das wie ein Schlauch im Zentrum der Wirbelsäule in
Flüssigkeit eingebettet ist, kann hierbei erheblichen Schaden durch
Quetschung, Zerrung o.ä. nehmen; weitere Auswirkung auf das Gehirn
selbst im Sinne einer sog. Boxerverletzung, d.h. Hirnprellung durch
starken Anstoß (auch an die Kopfstütze!)ist die sog. milde traumatische
Hirnschädigung (mild traumatic brain injury oder Hirnkontusion). Möglich
sind auch Quetschungen von Spinalwurzeln sowie der Vertebralarterie, und des Halsmarkes.
Unfalluntersuchung Biomechanik: Die Diskussion um sog.
Geschwindigkeitsänderungen (also der Differenz der Geschwindigkeit der
Fahrzeuge vor und nach dem Zusammenstoss- delta-v-Diskussion)ist aus
diesem Grunde überholt, da hieraus kein belastbarer Rückschluss auf die
tatsächliche Bewegung des Insassen zulässig ist. Ebenso die sog.
Harmlosigkeitsgrenze (10 Km/h), welche durch höchstrichterliche
Rechtsprechung eliminiert wurde, weil Verletzungen auch bei viel
geringeren Geschwindigkeiten nachgewiesen wurden.(siehe oben
Billardkugeleffekt).
Sehr gefährdet ist auch der Bereich der Lendenwirbelsäule, der durch
diese Streckung/Zerrung beim 'Ramping' erheblichem Verletzungsrisiko
durch Zerreissungen an Nervenaustrittspunkten, Bandscheibenschäden (die
sich zudem später häufig wie allg. Verschleisserscheinungen
darstellen)u.a. ausgesetzt ist.
Leichtere Distorsionen bei Unfällen, z.B. leichte Muskelzerrungen,
sollen (wenn diese denn wirklich die einzige Folge sind!)innerhalb
weniger Monate abheilen, müssen es aber nicht. Weiterführende Info:
Chronifizierung von Schmerzen, höchste Nervendichte in der Muskulatur
der Halswirbelsäule, Nozizeptoren, neuronale Afferenzen etc.
Bei ca. 50000 schwereren Auffahrunfällen pro Jahr ein echtes Problem. Jedoch können Chiropraktiker gut unterstützend helfen. Nehmen sie es nicht auf die leichte Schulter!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen