Mittwoch, 25. Juli 2012

Das Rückenmark und seine gesundheitliche Bedeutung

Das Rückenmark (Medulla spinalis) ist der Teil des Nervensystems, der innerhalb der Wirbelsäule verläuft. Zusammen mit dem Gehirn bildet es das ZNS.

Anatomie

Das Rückenmark ist von den selben Hüllen umgeben wie das Gehirn. Es ist wie die Wirbelsäule segmental aufgebaut. In Höhe eines jeden Wirbels tritt beiderseits ein Rückenmarks- oder Spinalnerv in den Wirbelkanal ein. Dieser teilt sich dann in seinen afferenten (zuführenden) und efferenten (wegführenden) Anteil. Die Afferenzen ziehen von hinten (bei Tieren oben) als Radix posterior bzw. dorsalis (Tiere) in das Rückenmark. Die efferenten kommen aus der Radix anterior/ventralis. Diese Radices (Wurzeln) erscheinen wie ein Büschel aus Faserbündeln. An zwei Stellen ist das Rückenmark deutlich verdickt. Zum einem in der Intumescencia cervicalis, wo zusätzlich zu den Nerven des Körpers die des Arms (Vorderbeins) entspringen. Zum anderen in der Intumescencia lumbalis, wo die Nerven für das (Hinter-)Bein entspringen. Zum Ende hin läuft das Rückenmark spitz aus (Conus medullaris).

Während des Wachstums des Menschen wächst die Wirbelsäule schneller als das Rückenmark, so dass das Rückenmark auf Höhe des 1. Lendenwirbel endet (sogenannter Ascensus, "Aufstieg"). Auch bei den übrigen Säugetieren bleibt das Längenwachstum des Rückenmarks hinter dem der Wirbelsäule zurück, hier endet das Rückenmark in Höhe der hinteren Lendenwirbel. Bei Vögeln tritt dies nicht auf.
Dieser Umstand erlaubt eine Lumbalpunktion, bei der Liquor zu diagnostischen Zwecken aus dem Wirbelkanal entnommen wird, ohne Gefahr zu laufen, das Rückenmark zu verletzen.
Eine weitere Konsequenz der Rückenmarksverkürzung ist, dass die zugehörigen Nervenfasern weiter kaudal (schwanzwärts) aus dem Wirbelkanal austreten als sie aus dem Rückenmark entspringen. Dies verstärkt sich um so weiter kaudal man geht. Die Spinalnerven verlaufen dadurch eine immer größere Strecke im Wirbelkanal. Am Rückenmarksende entsteht dadurch ein kaudal ziehendes Bündel der Kreuz- und Schwanznerven, der sogenannte Pferdeschweif (Cauda equina).

Innerer Aufbau

Im Rückenmark sind die Nervenfasern und die Perikaryen der efferenten Nervenzellen angesiedelt. Die Perikaryen der afferenten Nerven liegen in einem Ganglion (Ganglion spinale) außerhalb des Rückenmarks, aber noch im Wirbelkanal.
Bei einem Schnitt durch das Rückenmark fällt eine schmetterlingsähnliche, graue Form auf, die außen von einer weißen Substanz umgeben ist. Die weiße Substanz (Substantia alba) besteht aus den Fortsätzen (Axone und Dendriten). Die graue Substanz (Substantia grisea) enthält die Perikaryen der efferenten Rückenmarksneurone. Hier sind auch die Interneurone zu finden, die direkt Verbindungen und Beeinflussung zwischen einzelnen Neuronen ermöglichen. Im Zentrum der Schmetterlingsstruktur aus grauer Substanz gibt es einen Hohlraum, der über die gesamte Länge den Zentralkanal (Canalis centralis) des Rückenmarks bildet. Er ist der Überrest des Lumens des Neuralrohrs, aus dem das Rückenmark beim Embryo entsteht. Der Zentralkanal ist mit Liquor cerebrospinalis gefüllt, bei älteren Individuen kann er sich auch verschließen (obliterieren).

Schäden des Rückenmarks

Schäden des Rückenmarks können durch Druck (z.B. durch Tumor oder Bandscheibenvorfall), Durchtrennung (Querschnittslähmung), Entzündungen, Durchblutungsstörungen oder degenerative Prozesse ausgelöst werden. Eine Durchtrennung des Rückenmarks ist nach heutigem medizinischen Kenntnisstand irreperabel.

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